Weihnachten
Weihnachtsgedicht im einundzwanzigsten Jahrhundert
Von drauß vom Walde komm ich her
Der Weihnachtsflitter wird mehr und mehr
Hinter den Ladentresen Sitzen
Die müden Verkäuferinnen und schwitzen
Und aus dem geöffneten Ladentor
Strömen gestresst die Massen hervor
Sie verstopfen die Busse und auch die U-Bahn
Ihre Vernunft weicht plötzlich Geschenkekaufwahn
“Knecht Ruprecht” ruf ich, “Alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell,
Die Herzen fangen zu brennen an,
Himmel und Hölle sind aufgetan
Auf den rutschigen Straßen tummeln sich nun
Alte und Junge und wollen nicht ruh’n
Bevor die Läden geschlossen werden
Als gäbe es keinen Frieden auf erden
Eh unter’m lamettabehängten Christ-
Baum auch das letzte Paket verstaut ist.”
Egal ob im Dorf oder in der Stadt
Ein jeder der Kind ist oder selbige hat
Wird automatisch ein Teil vom “wir”
Und denkt: “Abgehetzt durch die Straßen marschier’
Nur ich, denn der Genuss von Mandelkern
Liegt meinen Kindern furchtbar fern
Eine Playstation wollen die von mir
Und vielleicht dazu noch ein neues Klavier,”
Und doch, wen sollen wir dafür ächten?
Denn mal im Ernst, wir alle verfechten
im Grunde ja freiwillig das Recht
auf Weihnachtsstress und Kaufrauschgefecht.
Von drauß vom Walde komm ich her
Wer erinnert sich dieser Zeile nicht mehr?
Ganz ehrlich, in unseren Herzen sind
Wir doch alle noch gerne ein Weihnachtskind.
Dezember 2014
Lisa Starogardzki, 1. Semester