Zu Besuch beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung am Jugendpressetag

Ich drücke den Klingelknopf. Auf die Frage des Pförtners, was ich wolle, antworte ich, dass ich für den Jugendpressetag hier bin. Ich höre das Surren der Türöffnung und betrete den Innenhof des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).

Mit mir trifft eine Gruppe von Schüler*innen ein. Nach einem Sicherheitscheck dürfen wir das Foyer des Gebäudes betreten. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes kopiert meinen Reisepass und nun quetschen wir uns in einen kleinen Aufzug.

Das Gebäude des BMZ entstand im Jahr 1931 und war Berlins erstes Hochhaus. Der Blick aus den großen Panoramafenstern auf den Potsdamer Platz ist beeindruckend. Dafür sieht das Gebäude selbst eher unschön aus.

Oben angekommen, hänge ich meine Jacke auf und trage mich in der Anwesenheitsliste ein. Ich setzte mich neben ein Mädchen in der letzten Reihe und erfreue mich an dem kostenlosen Notizblock und Stift, die an meinem Platz bereit liegen. Als alle Stühle besetzt sind, betritt Christian Kolb, Vorsitzender des Jugendmedienzentrums die Bühne und begrüßt uns. Er erklärt den Tagesablauf und eröffnet das Buffet. Es gibt Brezeln, belegte Brötchen und mein Tageshighlight: Mousse au Chocolat.

Ich bediene mich und begebe mich dann zu einem der Stehtische.

Hier treffe ich fünf andere Schüler*innen, die aus der ganzen Republik angereist sind, unter anderem sogar aus Baden-Württemberg. Da kann ich froh sein, dass ich nur mit der U2 fahren musste, denke ich.

Nun stellt jede*r die Schülerzeitung seines/ihres Redaktionsteams vor. Dabei merke ich, wie stolz wir am WRG sein können, eine so professionell gemachte Zeitung und ein wirklich großartiges Layout zu haben.

DING, klingelt es. Die Fahrstuhltüren gehen auf. Ein Mann mit einem dunklen Anzug, der sehr wichtig aussieht, betritt den Raum, schreitet zum Balkon und genießt den Ausblick auf Berlin. Ich weiß nicht genau wieso, aber in der Art und Weise wie er läuft, wirkt er bedeutend und das ist er auch. Fünf Minuten später, zurück an unseren Sitzplätzen, beginnt sich die wichtige Person vorzustellen: Nikolai Fichtner, Pressesprecher des BMZ, erzählt etwas über seine Person, die Arbeit im BMZ und beantwortet eine Stunde lang verschiedene Fragen.

Anfangs erklärt er uns journalistische Grundlagen bei Pressekonferenzen und bei Gesprächen mit Politikern. Solche Gespräche finden immer unter bestimmten Sicherheitsvorkehrungen statt, die sich drei Stufen zuordnen lassen.

Stufe 1: Es dürfen Fotos und Videoaufnahmen gemacht und publiziert werden.

Stufe 2: Es darf berichtet werden, aber ohne Namensnennung oder direkte Zitate, sprich: die Informationen kommen aus “Regierungskreisen”.

Stufe 3: Die Informationen dienen den Journalist*innen nur als Hintergrund für einen Beitrag, sie dürfen nicht weitergeben werden.

Für unser Gespräch mit dem Pressesprecher gilt Stufe 2. Wir durften daher nichts mitschneiden und dürfen auch niemanden zitieren. Nur so viel sei gesagt: Wir erfuhren Näheres über die Pressearbeit im BMZ, den persönlichen Werdegang von Fichtner und wir Jungredakteure bekamen berufliche Tipps von ihm.

Nach diesen Treffen betrat die Bundesministerin Svenja Schulze den Raum. Sie beantwortete uns ebenfalls allerlei Fragen und informierte uns über Ihren Werdegang.

Ihre politische Karriere hat bereits während ihrer Schulzeit begonnen, wo sie sich als Schüler*innensprecherin engagierte. Auch auf bezirklicher Ebene war sie für ihre Schule aktiv und kam so zu den Jungsozialist*innen. Von 2018-2021 war sie unter Angela Merkel Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Im Kabinett von Olaf Scholz ist sie nun Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Schulze betonte, dass es bei ihrer Arbeit nicht um Entwicklungshilfe, sondern um wirtschaftliche Zusammenarbeit gehe und dass die Partnerländer auf Augenhöhe zu betrachten seien und nicht als Staaten, die um deutsche Almosen betteln. Die Projekte des BMZ dienten der Erhaltung der Menschenrechte und dem Umwelt- und Klimaschutz. Ziel sei es, durch Investitionen langfristig die Infrastruktur und Wirtschaft eines Landes zu stärken. Darin unterscheide sich Schulzes Arbeit etwa von der des Auswärtigen Amts, welches kurzfristig Geld für die humanitäre Hilfe bei Katastrophen bereitstellt.

Als eine Art Leitfaden für alle Entscheidungen im BMZ gelte die Agenda 2030. https://www.bmz.de/de/agenda-2030 Sie beinhalte 17 verschiedene Nachhaltigkeitsziele etwa zum Schutz der Menschenwürde (kein Hunger, keine Armut), zum Schutz des Planeten (bezahlbare, saubere Energie) und zur Förderung des Friedens. Verabschiedet wurden sie 2015 von der UN.

Es wurden auch recht viele Fragen zum Krieg in der Ukraine und zur Situation in Afghanistan gestellt. In der Ukraine helfe das BMZ konkret beim Wiederaufbau – beispielsweise mit Stromgeneratoren, die die Infrastruktur aufrechterhalten sollen. Es würden auch Schulen unterstützt, da Bildung während des Krieges und für den Wiederaufbau des Landes nach Kriegsende sehr relevant sei.

In Afghanistan sei die Hilfe seit der Machtübernahme durch die Taliban nur noch erschwert möglich, da kein Geld in die Hände der Taliban gelangen soll. Andererseits sei die Not in Afghanistan groß. Menschen seien gezwungen, ihre Organe oder sogar ihre Kinder zu verkaufen, um sich Brot für die nächsten Tage leisten zu können. Das BMZ arbeite deshalb mit Hilfsorganisation zusammen, um die Situation in Afghanistan zu verbessern.

Die Ministerin wies schließlich auch darauf hin, dass Deutschland den Partnerländern nicht nur helfe, sondern – auch umgekehrt – wichtige Anregungen im Bereich der digitalen Technologie erhalte, die in vielen Entwicklungsländern besser vorangeschritten als hierzulande.

Es war ein spannendes Erlebnis, bei einer Pressekonferenz dabei zu sein und einiges über die Pressearbeit eines Ministeriums zu erfahren.

Nach der Fragerunde wurden ein Gruppenfoto und mehrere Einzelfotos geschossen und Christian Kolb verkündete, dass wir es geschafft hätten, 50 Fotos in 10 Minuten zu schießen :).

Bildquelle: Felix Zahn/photothek.de