Zu unserem Schulfest kommt doch eh keiner? Von wegen! Wir (Milena und Lisa, 1. Semester) haben eine Umfrage gemacht und Leute getroffen, mit denen wir eher nicht gerechnet hätten…
Schulfest an der Walther-Rathenau-Schule: Dass unser alljährliches Schulfest am Geburtstag unseres Namensgebers Rathenau stattfindet, wissen längst nicht alle Schüler. Häufig hört man Sätze wie “Außer den Schülern kommt doch da eh keiner.” Im Allgemeinen stehen wir dem Schulfest eher lustlos gegenüber. Aber warum eigentlich?
Früher scheint nicht nur das Schulfest sondern auch die Schülergemeinschaft an sich eine größere Rolle gespielt zu haben: Neben den hungrigen Schülern und Lehrern haben wir unter anderem den ehemaligen Schüler Jon Wolffsky getroffen, der an unserer Schule auch sein Praktikum gemacht hat. Wolffsky, der einer der einzigen drei überlebenden Berliner Juden seines Jahrgangs ist, hat seine Zeit an der Rathenau in guter Erinnerung. Auch zu seinen ehemaligen Klassenkameraden hat er noch Kontakt: “Wir treffen uns immer noch regelmäßig. Früher haben wir zusammen Sport gemacht, aber inzwischen spielen wir meistens Boule oder Dart.” Auch unser Schulfest besucht Wolffsky häufig und gerne: “Die Walther-Rathenau-Schule war spitze, ist spitze und wird hoffentlich auch immer so bleiben!”, sagt er.
Aber wir hatten auch noch einen anderen ganz besonderen Gast: Radioreporterin Annika Erichsen war da, um sich die Lesung aus dem Tagebuch von Werner Barasch anzuhören und die am Projekt beteiligten Schüler des Leistungskurs Geschichte für ihre Sendung zu interviewen. Auch sie war von unserem Schulfest sehr angetan: “Es ist alles sehr liebevoll gestaltet und es ist wirklich schön, hier zu sein.”
Die Interviews und die Lesung könnt ihr übrigens am 26. Januar auf SWR II in der Sendung “Tandem” hören. Eine Wiederholung gibt es am 27. Januar, danach wird der Beitrag außerdem als Podcast auf www.swr.de/swr2 zum Download angeboten.
Ebenfalls anwesend war unsere ehemalige Schulleiterin Frau Dr. Kniepen. Sie zeigte uns das Schularchiv, in dem sie und andere Freiwillige an einem Projekt zur Katalogisierung alter Schuldokumente aus dem Nationalsozialismus arbeiten. Die ersten Früchte dieser Arbeit wurden bereits in dem Buch “Die Vertreibung jüdischer Schüler und Schülerinnen aus den Grunewald-Gymnasium ab 1933” zusammengetragen.
Es scheint so zu sein, dass sich viele ehemalige Schüler und Lehrer immer noch für unsere Schule engagieren, sei es durch Spenden oder durch Projekte, und sich der Schulgemeinschaft noch immer zugehörig fühlen.
Vielleicht sollten wir uns ein Beispiel daran nehmen – uns mehr für unser Schulfest einsetzen, um aus der ungeliebten Pflichtveranstaltung ein vielfältiges und erfolgreiches Event zu machen. Ein Schülerfest: von Schülern und für Schüler, aber auch für andere – für Ehemalige, für Freunde und für unsere zukünftigen Schüler.
Lisa Starogardzk