Die Zeitung tipBerlin
Die Zeitung tipBerlin
Ein Beitrag von Emma Zimmerer über einen langjährigen Sponsor der Shyft (01_2024)
Wie stellt Ihr Euch eine Zeitungsredaktion vor?
Wir als Schülerzeitung haben uns diese Frage gestellt und einen Ausflug in eine Redaktion gemacht, zu tip-berlin. Das ist ein Berliner Stadtmagazin, das im Jahr 1972 gegründet wurde. Seit Januar 2023 wird jeden Monat ein Magazin über die neuesten Highlights, Events und Tips in Berlin herausgegeben.
In der Redaktion wurden wir freundlich begrüßt und herumgeführt, – so konnten wir einen guten Einblick über die Arbeitsplätze der Redakteure*innen und Grafiker*innen gewinnen.
Ein Redakteur ist eine Person, die in der Presse, Rundfunk, Fernsehen oder anderen Medien arbeitet und die Aufgabe übernimmt, schriftliche Arbeiten zu verfassen, zu korrespondieren und zu überarbeiten. Er ist die Informationsquelle für die Leser.
Da wir in der letzten Woche des Monats da waren, konnten wir die finalen Schritte des neuen Heftes beobachten, beispielsweise, wie das Layout des Magazins gestaltet wurde.
Nach der Führung wurde uns die Möglichkeit gegeben, Fragen zu stellen und mehr Einblick zu bekommen.
Da wir in der Schülerzeitung große Zeitbeschränkungen haben, war es für uns sehr interessant, wie Journalist*innen, die professionell damit beschäftigt sind, ihren Tag und ihre Woche planen.
Bei tip-berlin beginnt der Tag ungefähr zwischen 9:30 und 10 Uhr und die meisten Mitarbeiter*innen arbeiten acht Stunden am Tag. Jeden Montag gibt es eine Redaktionskonferenz, in der die Themen je nach Wochenabschnitt entweder bestimmt, ausgetauscht oder besprochen werden. Über die Woche arbeiten die Mitarbeiter*innen entweder allein oder in Gruppen an ihrem derzeitigen Material. Bei der Auswahl der Material-Themen haben die Redakteur*innen sehr viele Freiheiten. Meistens können sie, wenn sie ein Thema gefunden haben, frei darüber schreiben. Es wird jedoch geprüft, ob es in die Gesamtidee der Auflage passt. In manchen Fällen kann es sein, dass der Artikel mehr in eine Winteredition passt und der Text dann für eine anderes Heft genommen wird.
Eine unserer weiteren Fragen betraf den Ablauf beim Erstellen eines Textes. Wie kommt es von einer Idee zum endgültigen Resultat?
Die ersten Schritte sind meistens die, die am längsten brauchen. Denn zuerst werden die Informationen gesucht, entweder durch Recherche im Internet oder durch Interviews mit Expert*innen. Nachdem man sich gut informiert hat, muss man seine Quellen überprüfen. Man muss mehrere verschiedene Ansichten betrachten und darauf achten, dass man keine „fake news“ veröffentlicht. Der Prozess des Schreibens geht häufig schneller, da man nur seine gesammelten Informationen
zusammentragen muss. Nach der Fertigstellung wird der Text noch Korrektur gelesen. Bei tipBerlin ist dies in vier Stufen eingeteilt. Als erstes überprüft der Autor/die Autorin den Text gründlich auf eigene Fehler hin. Die zweite Person ist die Chefredaktion, die nochmal Verbesserungsvorschläge unterbreitet. Die anderen Redakteur*innen übernehmen dann den dritten Teil der Kontrolle des Textes. Am Ende überarbeitet der Autor/die Autorin den Text wieder und es entsteht die finale Fassung. Zum Schluss dieses Prozesses ist der Text druckbereit. Je nach Länge des Textes ist die Dauer dieses Prozesses unterschiedlich.
Der Ausflug zu tipBerlin gewährte uns einen facettenreichen und vielseitigen Einblick in die Arbeitsprozesse des professionellen Journalismus. Durch die Kontakte, die wir geschlossen haben und das Interesse, das sich auch durch diesen Einblick entwickelt hat, habe ich die Chance ergriffen, tipBerlin im Rahmen meines Schülerpraktikums zu besuchen. Diesmal war ich allerdings nicht einfach Besucherin, sondern ein Teil des Teams, wodurch ich eine andere Perspektive auf das Unternehmen gewinnen konnte.
Obwohl ich keine Journalistin bin, wurde ich sofort in den Arbeitsalltag eingebunden.
Ich hatte die Chance, an den Meetings teilzunehmen, selber zu recherchieren, mich mit Kund*innen in Kontakt zu setzen, Events mitzuerleben und auch eigene kleine Beiträge zu schreiben.
Im Vergleich zu unserer kleinen Redaktion in der Schule gibt es kleinere und auch größere Unterschiede. Ein großer Unterschied ist die Menge und Verantwortung, die der tipBerlin trägt. Allerdings ist mir auch aufgefallen, dass die Grundschritte bei der Arbeit in beiden Redaktionen generell gleich sind: Die Journalist*innen suchen nach interessanten Beiträgen, die zum Thema passen könnten, informiert sich und schreibt dann darüber.
Ich hatte auch die Möglichkeit, den Geschäftsführer Robert Rischke zu interviewen und Fragen zu verschiedenen Themen zu stellen.
Einen Punkt, den ich sehr interessant fand, war, wie in einer Redaktion auf das Arbeitsklima geachtet wird, vor allem von jemandem in einer Führungsposition.
Ein Hauptaspekt sei es laut Rischke, dass alle in der Redaktion Zugriff auf essenzielle
Dinge, wie Wasser oder Kaffee haben und einen Ort, an dem Lebensmittel gelagert werden können, was bei tipBerlin durch zwei kleine Küchen und einen Wasserspender gewährleistet ist. Die Flexibilität des Homeoffice basiere auf Vertrauen, was sich auch positiv auf das Arbeitsklima auswirke.
Ich fragte ihn auch, wie die Gemeinschaft und die Zusammenarbeit seines Teams gefördert werde. Die meisten gruppenbildenden Aktivitäten, die unternommen werden, seien an die Zeitung gebunden. Als Beispiel nannte Rischke einen Ausflug der Redaktion nachdem sie eine Ausgabe zum Stadtteil Wedding veröffentlicht hatte; sie besuchten die Orte, über die in der Ausgabe geschrieben worden war.
Auf die Frage, wie frei die Mitarbeiter*innen in ihrer Arbeit seien, war die Antwort, dass sie generell sehr frei wären. Rischke erzählte, dass er während seiner Zeit bei tipBerlin nur dreimal habe einschreiten müssen, da Mitarbeiter*innen einen Text geschrieben hatten, der die Zeitung rechtlich in Schwierigkeiten gebracht hätte.
Zur Freiheit bei der Recherche sagte er, dass er selber nur einschreiten müsse, wenn er oder andere aus seinem Team merkten, dass von der Person nichts Neues kommt, was eventuell an den Quellen liegen könne, die diese Person benutzt.
Mit Blick auf unsere Schülerzeitung fragte ich ihn auch, was ihm als langjähriger Sponsor unserer Zeitung an der Shyft gefalle. Ein Punkt, der ihm sehr gefallen habe, sei, dass sich die Shyft durch alle Klassenstufen ziehe und man so Perspektiven von verschiedenen Altersstufen bekomme.
Zum Schluss wollte ich noch von ihm wissen, was für ihn eine gute Zeitung ausmache. Für Rischke ist eine gute Zeitung wie eine langjährige Beziehung, die man eingeht, so dass die Zeitung einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt und man auf die neue Ausgabe hinfiebert. Es ist wichtig, einen Spannungsbogen aufzubauen, so dass die Kunden immer mehr lesen möchte.
(Die Fragen habe ich mir zusammen mit Emma Groß überlegt.)